Auf Verstärkung kann die Wehr lange warten

24.07.2002

aus der Ostfriesenzeitung vom 24. Juli 2002

 
Auf der Insel Borkum ist die Freiwillige Feuerwehr auf sich allein gestellt / Gute Ausstattung, gute Unterstützung.

Borkum ist eine kleine Stadt, aber ihre Feuerwehr ist ganz gut ausgestattet. Muss sie auch, sagen die Insulaner.

 

ew Borkum. Erich Schubert säubert die Atemschutzmaske und schweißt sie in eine Plastiktüte ein. Der stellvertretende Gerätewart der Freiwilligen Feuerwehr Borkum hat auch noch eine Woche nach dem großen Brand im Apartmenthaus „Nordmeer“ genug zu tun. Alles muss wieder ein- und aufgeräumt werden, die Schutzanzüge und Atemschutzmasken gesäubert und geprüft, die Atemluft-Flaschen wieder aufgefüllt werden.

Alle 68 Feuerwehrmänner und -frauen waren vergangenen Mittwoch beim Brand in der Bismarckstraße gewesen. Der Einsatz war in diesem Jahr der größte für die Wehr der Stadt Borkum. Um 10.41 Uhr kam der Alarm, um 10.45 Uhr sausten die ersten Fahrzeuge los, sagt Zugführer Peter Hillig.

Immer wieder mussten kleine Trupps mit Atemschutzmaske und Sauerstoffflasche ins brennende Haus, sonst wäre das Feuer nicht zu bekämpfen gewesen. Nur von der Drehleiter aus zu löschen, reichte nicht. „Die Jungs waren danach total fertig“, sagt der stellvertretende Stadtbrandmeister, Wilhelm Thun. Bis 17 Uhr löschte die Feuerwehr, danach stellte sie noch bis zum frühen Donnerstagmorgen eine Brandwache auf, damit das Feuer nicht unbemerkt wieder aufflackern konnte. Auf Verstärkung darf die Inselwehr nicht hoffen. Sie muss alles allein erledigen.

Deshalb ist die Borkumer Feuerwehr auch relativ gut ausgestattet. 68 Aktive zählt sie, neun Fahrzeuge und drei Anhänger kann sie vorweisen; darunter mehrere moderne Löschfahrzeuge, einen Drehleiterwagen, einen Rüstwagen mit allen technischen Arbeitsgeräten für Brände und Unfälle zu Wasser und zu Lande sowie drei Mannschaftstransportwagen. Nicht schlecht für eine Stadt mit 5 500 Einwohnern, sagen auch die Feuerwehrmänner Hillig und Thun. Aber: Die Ausstattung brauchen sie auch, fügen sie hinzu.

Denn die Wehr sei auf sich allein gestellt, erst recht, seitdem auch die Bundeswehr samt ihrer Feuerwehr Borkum verlassen hat. Das Technische Hilfswerk (THW) gibt´s auch nicht. Am vergangenen Mittwoch war die Feuerwehr aber froh, dass wenigstens der Seenotrettungskreuzer „Alfried Krupp“ im Borkumer Hafen lag. Denn ihr Kompressor ging kaputt. Die Männer vom Seenotrettungskreuzer halfen aus und füllten die Atemluft-Flaschen wieder auf.

Gibt´s Reparaturen, müssen die Freiwilligen selbst ran. Nur für die Wartung haben sie einen hauptamtlichen Gerätewart, in diesem Fall ist es Stadtbrandmeister Rolof (genannt Epi) Brinkmann.

Sogar die Ausrüstung wird teilweise über einen eigenen Förderverein bezahlt. Der hat über 300 Mitglieder. Eine kleine Stadt wie Borkum könne die ganze Ausrüstung nicht allein kaufen, sagt Thun.

Oder Mitglieder der Ortshandwerkerschaft greifen tief in ihre Taschen. Nächste Woche übergeben sie der Feuerwehr einen neuen Mannschaftstransportwagen. Und von der Stadt gibt´s einen neuen Rüstwagen. Der Stadtbrandmeister holt ihn gerade vom Festland.

Damit bei einem Einsatz immer genug Leute kommen, wird die Borkumer Feuerwehr in drei Schichten eingesetzt. Wer absolut nicht kann, muss für Ersatz sorgen. Nach zwei Wochen Bereitschaftsschicht, die bei Alarm zum Einsatz verpflichtet, gibt´s vier Wochen frei, sagt Zugführer Hillig.

 

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